Ein Bericht von Francesca Hemetsberger
Was geht einem durch den Kopf, wenn man wegen genau einem Punkt am Bundeswettbewerb der Österreichischen Mathematikolympiade teilnehmen darf? Die meisten Leute (man muss hinzufügen: die an mathematischen Wettbewerben teilnehmen), würden in Jubel ausbrechen, sich wahnsinnig freuen, es gar nicht fassen können. Was dachte ich (Francesca Hemetsberger, 7cr) mir? Ich dachte mir: „Hilfe! Was zum Teufel soll ich dort?“ Das klingt nach einem vielversprechenden Start, oder?
Trotzdem ging es am 19. April um 10 Uhr am Vormittag los, mit dem Zug von Grünau nach Linz nach Wien über Wiener Neustadt und schließlich nach Gloggnitz, dann noch mit dem Bus nach Raach am Hochgebirge. Klingt nach einer halben Weltreise? War es auch. Irgendwann (nach einem Zugausfall, einem halbstündigen Fußmarsch und einer Dreiviertelstunde Verspätung) schaffte ich es dann doch ins Seminarzentrum nach Raach und setzte mich noch mit Jacke, Rucksack und Koffer in die bereits angefangene Vorlesung. Und verstand erst einmal GAR NICHTS. WIRKLICH NICHTS. Oh Gott! Wo war ich denn da gelandet?
Die ersten Tage waren… ich weiß, das klingt jetzt sehr negativ, aber eigentlich nichts anderes als: schrecklich. Ich hatte mir in Mathe in der Schule immer leichtgetan und jetzt saß ich auf einmal (und ohne jegliche Vorwarnung) drei Stunden am Vormittag und drei Stunden am Nachmittag in den Vorlesungen und verstand noch weniger als Bahnhof. Das war für mein Ego keine so angenehme Erfahrung. Ich überlegte hin und wieder sogar, einfach heimzufahren.
Aber so einfach wollte ich es mir dann doch nicht machen. Einfach aufgeben… Außerdem wäre es feige gewesen. Und siehe da: Mit der Zeit wurde es besser! Ich will nicht behaupten, ich hätte alles verstanden (und ich war auch weit davon entfernt), aber ich begriff die Grundideen. Ich glaube, ich fing jedes Mal an zu strahlen wie ein Honigkuchenpferd, wenn aus den schönen Kreidezeichnungen an der Tafel doch sinnvolle Thesen wurden.
Beim Wettbewerb selber… naja, es hätte besser laufen können. Aber ich war dabei und habe mein Bestes gegeben (und immerhin: alles falsch war dann auch nicht; einen Punkt habe ich bekommen). Und das allein macht mich schon mächtig stolz.
Ah ja: Für alle, die behaupten, Mathematiker seinen fad oder hätten außer Zahlen und Formeln nichts im Kopf: Es war wirklich erstaunlich, wie viel Spaß wir hatten und wie viel wir in unserer Freizeit miteinander unternommen haben. Von einer Wanderung (800 Höhenmeter, 7 Stunden unterwegs), über die traditionelle Mühlen-Wanderung (um halb elf am Abend, im Dunklen, durch den Wald, einen Bach entlang), bis zu gemeinsamen Werwolf-Spielen, Rugby- und Frisbee-Spielen oder gemeinsamen Sauna-Besuchen: es war für jeden etwas dabei!
Zu guter Letzt möchte ich mich bei meinem Lehrer, Herrn Prof. Kolnberger sehr herzlich bedanken, der mir diese tolle und einmalige Erfahrung überhaupt ermöglicht hat und der mich überzeugt hat, über meinen Schatten zu springen und doch nach Raach zu fahren. Vielen Dank!